Phonologie Surgut-Chantisch
Introduction to Transliteration Tables for Kazym Khanty
Eine Phonemliste ist eine Sammlung von Phonemen, die in einer Sprache unterschieden
werden. Dabei wird auch die Entsprechung Phonem – Graphem abgedeckt. Die
Phonemlisten wurden angefertigt als Werkzeug zur Vereinheitlichung der Texte und der
Anpassung an ein internationales Fachpublikum. Sie stellen einen Zwischenschritt vor der
eigentlichen Glossierungsarbeit dar. Für jede in Russland erschienene Veröffentlichung, der
ein zu transliterierender Text entnommen worden war, entstand eine eigene Phonemliste.
Hintergrund war, dass während des Transliterierens festgestellt wurde, dass praktisch jeder
russische Autor ein individuelles orthographisches System anwendet – und dieses variiert
teilweise von Veröffentlichung zu Veröffentlichung. Der Ursprung dieser Unterschiede liegt
meist darin verborgen, dass zwar eine modifizierte Variante des kyrillischen Alphabetes (mit
Sonderzeichen) verwendet wird, es aber keine einheitliche, verbindliche Orthographie
speziell für das Chantische gibt.
Für westliche Forscher oder sprachwissenschaftlich interessierte Laien können diese
vermeintlich kleinen orthographischen Unterschiede zusammen mit den ungewohnten
kyrillischen Schriftzeichen eine Erschwernis darstellen. Zudem stehen die meisten
chantischen Wörterbücher, die außerhalb der Russischen Föderation erhältlich sind, meist in
der höchst fachspezifischen FUT (Finnisch-Ugrische Transkription) zur Verfügung. Das
bedeutet, dass es erstens unter Umständen schwierig sein kann, ein Kazym-chantisches Wort
korrekt zu identifizieren und dass es zweitens besonders für Nicht-Finnougristen schwer
erkennbar sein kann, wie es auszusprechen ist. Aus diesem Grund war es nötig, eine Art
Werkzeug in Form von Phonemlisten zur Verfügung zu stellen und somit die
Auseinandersetzung mit Kazym-chantischen Texten zumindest ein wenig zu erleichtern.
Zur besseren Handhabung wurde bei der Erstellung aller Phonemlisten wie folgt
vorgegangen: Der Einfachheit halber wurde darauf verzichtet, Phoneme in Schrägstrichen
(z.B. /a/) zu notieren. Gleiches gilt für die entsprechenden kyrillischen Grapheme, die sonst
üblicherweise mit nach außen weisenden spitzen Klammern (z.B. <a>) notiert werden.
Als Bindeglied zwischen der kyrillischen Orthographie und der Transkription in der
internationalen Lautschrift (IPA) wurde die traditionelle FUT angegeben. So wird
sichergestellt, dass auch weiterhin in den bestehenden Wörterbüchern nachgeschlagen
werden kann.
Nach einem Beispielwort in kyrillischer Orthographie und dem IPA-Äquivalent folgen eine
Seitenangabe und gegebenenfalls ein kurzer Kommentar. Wenn von einer bestimmten
Kombination Kyrillica ~ IPA angenommen wurde, dass sie in dem behandelten Werk
existiert, die aber in den ausgewählten Seiten des Buches nicht gefunden werden konnte, so
wurde dies mit dem Vermerk “undocumented“ kenntlich gemacht.
Phoneme table including FUT, IPA and Cyrillic character correspondences
Phoneme tables including FUT, IPA, and Cyrillic character correspondences
(single publications)
Phoneme and transliteration tables, valid for:
Молданов, Т. А.: Кань кунш оӆаӈ. Выпуск 1. Ханты-Мансийск. 1997.
Молданов, Т. А.: Земля кошачьего локотка. Кань кунш оӆӑӈ. Выпуск 2. Томск: Издательство томского университета. 2001.
Молданов, Т. А.: Земля кошачьего локотка. Кань кунш оӆӑӈ. Выпуск 3. Томск: Издательство томского университета. 2003.
Молданов, Т. А.: Земля кошачьего локотка. Кань кунш оӆӑӈ. Выпуск 4. Томск: Издательство томского университета. 2004.
Молданов, Т. А.: Пелымский Торум – устроитель медвежьих игрищ. Ханты-Мансийск. 2010.
Пелымский Торум – устроитель медвежьих игрищ von T. A. Moldanova erschien 2010.
Im Bereich der Vokale kann gesagt werden, dass Moldanova <а> für die Phoneme /aː/ und
/a/ (offener ungerundeter Vorderzungenvokal) sowie für /ə/ (mittlerer Zentralvokal, Schwa)
einsetzt. Parallel dazu nutzt sie aber auch <ă> für /a/. Ein weiteres Graphem für /ə/ ist
<у>. Moldanova benutzt es, wenn das Schwa den bilabialen Konsonanten /p/ und /m/
sowie /t/ vorausgeht. Daneben setzt Moldanova auch /u/ (geschlossener gerundeter
Hinterzungenvokal) als <у> oder <ӱ> um.
Für die Phoneme /eː/ und /e/ stehen Moldanova drei Grapheme zur Verfügung. Zum einen
benutzt sie für /eː/ <э>, welches sie auch für /ɛ/ heranzieht. Zum anderen schreibt sie für
/e/ und sogar für /ɛ/ <є>. Darüber hinaus kann man aber auch
für /eː/ und /e/ finden.
Das Phonem /i/ (geschlossener ungerundeter Vorderzungenvokal) kann durch zwei
Grapheme angezeigt werden, durch <и> oder <ы>. Letzteres erscheint oft, aber nicht
immer in nichtersten Silben.
Die folgenden sechs Grapheme zeigen in ihrer Hauptfunktion an, dass der vorhergehende
Konsonant palatalisiert auszusprechen ist: <и>, <я>, <я̆>, <ю>, <ё>, <е>.
Dabei ist zu beachten, dass durch <и> (Phonem /i/) der Konsonant, auf den <и> folgt,
nicht immer palatalisiert wird. <я> wird für /ja/ und /jaː/ (am Wortanfang)
beziehungsweise /ʲa/ und /ʲaː/ eingesetzt sowie für /jɛ/ beziehungsweise /ʲɛ/, <я̆> für /ja/,
/ʲa/, <ю> für /ju/, /ʲu/ und sogar /jo/, /ʲo/, <ё> für /jɔː/, /ʲɔː/ sowie <е> für /je/, /ʲe/
beziehungsweise /jeː/, /ʲeː/ und /jɛ/ beziehungsweise /ʲɛ. Analog zum Phonem /ə/ und seiner
Schreibung als <а> oder <у> werden auch die Grapheme <я> und <ю>, wenn /ə/
einem palatalisierten Konsonanten folgt und einem bilabialen Konsonanten vorausgeht, für
/jə/ beziehungsweise /ʲə/ herangezogen.
Moldanova benutzt außerdem ein Graphem <ə> zur Umsetzung der Phoneme /ɵ/
(halbgeschlossener gerundeter Zentralvokal) und /ʉ/ (geschlossener gerundeter
Zentralvokal). Dabei ist zu beachten, dass /ɵ/ ausschließlich in ersten Silben vorkommen
kann und /ʉ/ nur in nichtersten.
Нёмысова, Е. – Каюкова, Л.: Хантыйские загадки. На казымском и сургутском диалектах. Ханты-Мансийск: Полиграфист 2007.
Хантыйские загадки. На казымском и
сургутском диалектах von E. A. Nyomysova und
L. N. Kajukova erschien 2007 in Chanty-Mansijsk und behandelt neben Kazym-chantischen
Rätseln auch Surgut-chantische. Dabei gehen die Autoren so vor, dass auf der linken Seite
die Kazym-chantische Version des Rätsels wiedergegeben wird und auf der rechten Seite die
Surgut-chantische. Beide Male folgt die russische Übersetzung direkt nach dem Rätsel.
Bereits 2006 erschien in Sankt Petersburg eine Monographie ähnlichen Inhalts, die außer
einer russischen auch eine englische Übersetzung bietet.
Im Folgenden kann nur auf die Orthographie der Kazym-chantischen Rätsel eingegangen werden.
Da nicht mit Bestimmtheit gesagt werden kann, ob es das Schwa im Chantischen wirklich
gibt oder ob es sich um ein äußerst kurz ausgesprochenes /a/ handelt, verwenden
Nyomysova/Kajukova wie viele andere Autoren auch <а> für die Phoneme /a/ (offener
ungerundeter Vorderzungenvokal) und /ə/ (mittlerer Zentralvokal, Schwa). Darüber hinaus
nutzen sie aber auch <ə> für /ə/, und es findet sich sogar ein Beispiel für <i> für /ə/. Vor
bilabialen Konsonanten wird das Graphem <у> benutzt. Wenn der vorhergehende
Konsonant palatalisiert auszusprechen ist, wird das Graphem <ə̈> für /ʲə/ herangezogen.
Für die Wiedergabe des kurzen /a/ werden sowohl <а> als auch <ӑ> verwendet.
Außerdem benutzen Nyomysova/Kajukova zwei Grapheme für das Phonem /e/
(halbgeschlossener ungerundeter Vorderzungenvokal). <э> erscheint für /eː/ und /e/,
während zusätzlich noch /je/, /ʲe/ sowie /jeː/, /ʲeː/ anzeigt. Das Graphem <є> wird
für /ɛ/ und /jɛ/ eingesetzt. Interessant ist, dass die Autoren auch noch <є̈> für /jɛ/ nutzen.
Das Phonem /i/ (geschlossener ungerundeter Vorderzungenvokal) kann durch zwei
Grapheme angezeigt werden, durch <и> oder <ы>. Letzteres erscheint oft in nichtersten
Silben.
Die folgenden sieben Grapheme zeigen in ihrer Hauptfunktion an, dass der vorhergehende
Konsonant palatalisiert auszusprechen ist: <и>, <я>, <я̆>, <ю>, <ю̆>, <ё>, <е>. Dabei ist zu beachten, dass durch <и> (Phonem /i/) der Konsonant, auf den <и> folgt,
nicht immer palatalisiert wird. <я> wird für /ja/ und /jaː/ (am Wortanfang)
beziehungsweise /ʲa/ und /ʲaː/ eingesetzt, <я̆> für /ja/, <ю> für /ju/, /ʲu/ und sogar /jo/,
/ʲo/,<ю̆> für /ju/, /ʲu/, <ё> für /jɔː/, /ʲɔː/ sowie <е> für /je/, /ʲe/ beziehungsweise /jeː/,
/ʲeː/. Interessant ist hier, dass das Phonem /ə/ analog seiner Schreibung als <а> nicht etwa
als <я> realisiert wird, wenn /ə/ einem palatalisierten Konsonanten folgt und einem
bilabialen Konsonanten vorausgeht. Für /jə/ beziehungsweise /ʲə/ wird das bereits erwähnte
<ə̈> eingesetzt. Auch die Analogie <у> ~ /ə/ findet hier keine Entsprechung: <ю> als
Graphem für /jə/ fehlt.
Das Graphem <у> wird auch für die Schreibung von /u/ (geschlossener gerundeter
Hinterzungenvokal) und sogar /o/ (halbgeschlossener gerundeter Hinterzungenvokal)
eingesetzt. Darüber hinaus schreiben Nyomysova,/Kajukova auch <ў> für /u/. Das
Graphem steht für /ɔː/ (halboffener gerundeter Hinterzungenvokal).
Hinsichtlich der schriftlichen Wiedergabe der Phoneme /ɵ/ (halbgeschlossener gerundeter
Zentralvokal) und /ʉ/ (geschlossener gerundeter Zentralvokal) kann gesagt werden, dass die
Autoren <ɵ> kann für beide Phoneme benutzen. Dabei ist zu beachten, dass /ɵ/
ausschließlich in ersten Silben vorkommen kann und /ʉ/ nur in nichtersten. Die Grapheme
<ɵ̆> und <ɵ̈> zeigen eine Palatalisierung /jɵ/ an. Eine Entsprechung /jʉ/ in einer
nichtersten Silbe konnte nicht identifiziert werden.
Соловар, В. Н.: Хантыйский язык. Учебник для 7-8 классов (казымский диалект). Ханты-Мансийск. 1995.
Das Lehrbuch Хантыйский язык. Учебник для 7-8 классов
(казымский диалект) von Valentina Nikolaevna Solovar erschien 1995.
Im Bereich der Vokale kann gesagt werden, dass Solovar sowohl <а> als auch <ӑ> für
die Phoneme /a/ (offener ungerundeter Vorderzungenvokal) und /ə/ (mittlerer Zentralvokal,
Schwa) einsetzt. Darüber hinaus nutzt sie aber auch <ə> für /ə/. Dies geschieht, weil nach
wie vor nicht mit Bestimmtheit gesagt werden kann, ob es das Schwa im Chantischen
wirklich gibt oder ob es sich um ein äußerst kurz ausgesprochenes /a/ handelt.
Weitere Grapheme für /ə/ sind <у> oder auch <ӱ>. Solovar benutzt sie, wenn das Schwa
den bilabialen Konsonanten /p/ und /m/ und auch /t/ vorausgeht. Daneben setzt Solovar auch
/u/ (geschlossener gerundeter Hinterzungenvokal) als <у> oder <ӱ> um.
Das Phonem /i/ (geschlossener ungerundeter Vorderzungenvokal) kann durch zwei
Grapheme angezeigt werden, durch <и> oder <ы>. Letzteres erscheint oft, aber nicht
immer in nichtersten Silben.
Die folgenden fünf Grapheme zeigen in ihrer Hauptfunktion an, dass der vorhergehende
Konsonant palatalisiert auszusprechen ist: <и>, <я>, <ю>, <ё>, <е>.
Dabei ist zu beachten, dass durch <и> (Phonem /i/) der Konsonant, auf den <и> folgt,
nicht immer palatalisiert wird. <я> wird für /ja/ und /jaː/ (am Wortanfang)
beziehungsweise /ʲa/ und /ʲaː/ eingesetzt, <ю> für /ju/, /ʲu/ und sogar /jo/, /ʲo/, <ё> für
/jɔː/, /ʲɔː/ sowie <е> für /je/, /ʲe/ beziehungsweise /jeː/, /ʲeː/. Analog zum Phonem /ə/ und
seiner Schreibung als <а> oder <у> werden auch die Grapheme <я> und <ю>, wenn
/ə/ einem palatalisierten Konsonanten folgt und einem bilabialen Konsonanten vorausgeht,
für /jə/ beziehungsweise /ʲə/ herangezogen.
Solovar benutzt außerdem ein Graphem <ə>, welches auch für /ə/ eingesetzt werden kann.
Häufiger ist aber, dass die Phoneme /ɵ/ (halbgeschlossener gerundeter Zentralvokal) und /ʉ/
(geschlossener gerundeter Zentralvokal) mit diesem Graphem umgesetzt werden. Dabei ist
zu beachten, dass /ɵ/ ausschließlich in ersten Silben vorkommen kann und /ʉ/ nur in
nichtersten.
Хомляк, Л. Р.: Арєм-моньщєм еӆ ли мӑнӆ... Если моя песня-сказка дальше пойдёт... Ханты-Мансийск: Полиграфист 2002.
Арєм-моньщєм еӆ ли мӑнӆ... Если моя песня-сказка дальше пойдёт... erschien 2002 und
beinhalten die Erzählungen, Märchen und Lieder der Pelageja A. Grischkina in chantischer
und russischer Sprache. Einige Texte sind autobiographischer Natur, andere wiederum sind
traditionelle Erzählungen.
Da nicht mit Bestimmtheit gesagt werden kann, ob es das Schwa im Chantischen wirklich
gibt oder ob es sich um ein äußerst kurz ausgesprochenes /a/ handelt, verwendet Chomljak
wie viele andere Autoren auch <ӑ> für die Phoneme /a/ (offener ungerundeter
Vorderzungenvokal) und /ə/ (mittlerer Zentralvokal, Schwa). Darüber hinaus nutzt sie aber
auch <ə> für /ə/. Vor bilabialen Konsonanten wird das Graphem <у> benutzt, das
darüber hinaus auch /o/ anzeigt. Der geschlossene gerundete Hinterzungenvokal /u/ wird als
<ӱ> umgesetzt. Wenn der vorhergehende Konsonant palatalisiert auszusprechen ist,
werden die Grapheme <я̆> und sogar <й> für /ʲə/ herangezogen.
Anders als bei den meisten anderen Autoren verwendet sie <а> einzig für die Wiedergabe
von /aː/.
Außerdem benutzt Chomljak zwei Grapheme für das Phonem /e/ (halbgeschlossener
ungerundeter Vorderzungenvokal). <э> erscheint für /eː/ während außer /eː/ und das
kurze /e/ zusätzlich noch /jeː/, /ʲeː/ und /ɛ/ anzeigt. Das Graphem <є> wird für /ɛ/
eingesetzt.
Das Phonem /i/ (geschlossener ungerundeter Vorderzungenvokal) kann durch zwei
Grapheme angezeigt werden, durch <и> oder <ы>. Letzteres erscheint oft in nichtersten
Silben.
Die folgenden sechs Grapheme zeigen in ihrer Hauptfunktion an, dass der vorhergehende
Konsonant palatalisiert auszusprechen ist: <и>, <я>, <я̆>, <ю>, <ё>, <е>.
Dabei ist zu beachten, dass durch <и> (Phonem /i/) der Konsonant, auf den <и> folgt,
nicht immer palatalisiert wird. <я> und <я̆> werden für /ja/ (am Wortanfang)
beziehungsweise /ʲa/ eingesetzt, <ю> für /ju/, /ʲu/ und sogar /jo/, /ʲo/, <ё> für /jɔː/, /ʲɔː/
sowie <е> für die schon erwähnten /jeː/, /ʲeː/. Analog zum Phonem /ə/ und seiner
Schreibung als <ӑ> oder <у> werden auch die Grapheme <я̆> und <ю>, wenn /ə/
einem palatalisierten Konsonanten folgt und einem bilabialen Konsonanten vorausgeht, für
/jə/ beziehungsweise /ʲə/ herangezogen.
Außerdem benutzt Chomljak ein Graphem <ə> für die Phoneme /ɵ/ (halbgeschlossener
gerundeter Zentralvokal) und /ʉ/ (geschlossener gerundeter Zentralvokal). Dabei ist zu beachten, dass /ɵ/ ausschließlich in ersten Silben vorkommen kann und /ʉ/ nur in
nichtersten.
Хăнты ясаң. Ханты-мансийской автономной округ-Югра газета. Суббота 12 декабрь 2009 оӆ. No. 50.
Phoneme tables including FUT, IPA, and Cyrillic character correspondences
(comparison of publications)
Phoneme and transliteration tables, valid for:
Молданов, Т. А.: Кань кунш оӆаӈ. Выпуск 1. Ханты-Мансийск 1997.
Молданов, Т. А.: Земля кошачьего локотка. Кань кунш оӆаӈ. Выпуск 2. Томск 2001.
Молданов, Т. А.: Земля кошачьего локотка. Кань кунш оӆаӈ. Выпуск 3. Томск 2003.
Молданов, Т. А.: Земля кошачьего локотка. Кань кунш оӆаӈ. Выпуск 4. Томск 2004.
Anhand dieser vergleichenden Phonemliste wird ersichtlich, dass sich auch die Schreibweise
eines Autors im Laufe der Jahre durchaus ändern kann.
Konkret geht es um die Reihe
Кань кунш оӆаӈ von T. A. Moldanov, die zwischen 1997
und 2004 in vier Bänden erschien. Ein fünfter, hier nicht besprochener Band wurde 2011
veröffentlicht. Die ersten drei Bände befassen sich mit mythologischen Märchen der Kazym-
Chanten, während der vierte traditionelle Bärenlieder beinhaltet.
Abweichungen gibt es vorrangig bei der schriftlichen Wiedergabe von Vokalen. So setzt
Moldanov <a> in allen vier Bänden für /aː/, /a/ (offener ungerundeter Vorderzungenvokal )
sowie /ə/ (mittlerer Zentralvokal, Schwa) ein. Im dritten und vierten Band benutzt er
zusätzlich <ӑ>.
Ein weiteres Graphem für das Schwa /ə/ ist <у>, welches allerdings auch für die Phoneme
/u/ (geschlossener gerundeter Hinterzungenvokal) und sogar /o/ (gerundeter
halbgeschlossener Hinterzungenvokal) eingesetzt werden kann. Darüber hinaus schreibt
Moldanov im vierten Band parallel zu <у> auch <ӱ> für /u/.
Das Graphem <э> erscheint in den ersten drei Bänden für /eː/ (ungerundeter
halbgeschlossener Vorderzungenvokal), in den ersten beiden Bänden zusätzlich noch für /ɛ/
(ungerundeter halboffener Vorderzungenvokal). Im letzten Band taucht es nicht mehr auf.
Stattdessen benutzt Moldanov in den Bänden zwei bis vier <є> für /ɛ/ sowie parallel dazu
. Das Graphem steht in sämtlichen Bänden außerdem noch für /eː/, /e/ sowie die
palatalisierenden /jeː/, /ʲeː/, /je/, /ʲe/ und im vierten Band auch für /jɛ/.
Das Phonem /i/ (geschlossener ungerundeter Vorderzungenvokal) kann durch zwei
Grapheme angezeigt werden, durch <и> oder <ы>. Letzteres erscheint oft in nichtersten
Silben.
Die folgenden Grapheme zeigen in ihrer Hauptfunktion an, dass der vorhergehende
Konsonant palatalisiert auszusprechen ist: <и>, <я>, <я̆>, <ю>, <ё>.
Dabei ist zu beachten, dass durch <и> (Phonem /i/) der Konsonant, auf den <и> folgt,
nicht immer palatalisiert wird. <я> wird für /ja/ und /jaː/ (am Wortanfang)
beziehungsweise /ʲa/ und /ʲaː/ eingesetzt, <я̆> in Band zwei und vier zusätzlich für /ja/ und
/ʲa/. <ю> wird für /ju/, /ʲu/ und sogar /jo/, /ʲo/ und <ё> für /jɔː/, /ʲɔː/ eingesetzt. Als
Analogie zum Phonem /ə/ und seiner Schreibung als <а>, <ӑ> oder <у> werden auch
die Grapheme <я>, <я̆> und <ю>, wenn /ə/ einem palatalisierten Konsonanten folgt
und einem bilabialen Konsonanten vorausgeht, für /jə/ beziehungsweise /ʲə/ herangezogen.
Außerdem verwendet Moldanov in allen Bänden das Graphem <ə>, welches aber nicht mit
dem Phonem /ə/ verwechselt werden darf. Vielmehr wird es für die Phoneme /ɵ/
(halbgeschlossener gerundeter Zentralvokal) und /ʉ/ (geschlossener gerundeter Zentralvokal)
eingesetzt. Dabei ist zu beachten, dass /ɵ/ ausschließlich in ersten Silben und /ʉ/ nur in
nichtersten Silben vorkommen kann.
Im Bereich der Konsonanten ist zu bemerken, dass Moldanov in den Bänden zwei bis vier
für das Phonem /sʲ/ (stimmloser alveolopalataler Frikativ) die Kombination <с> plus
palatalisierender Vokal (also <и>, <я>, <я̆>, <ю>, <ё>) einsetzt. Üblicher ist unter
den verschiedenen Autoren eigentlich <щ> für /sʲ/. Dieses Graphem taucht bei Moldanov
in den Bänden eins, drei und vier auf. Darüber hinaus erscheint in Band zwei zusätzlich <сь>
für /sʲ/, was die meisten Autoren nur für die Wiedergabe russischer Lehnwörter heranziehen.
Молданов, Т. А.: Кань кунш оӆаӈ. Выпуск 1. Ханты-Мансийск 1997.
Молданов, Т. А.: Земля кошачьего локотка. Кань кунш оӆаӈ. Выпуск 2. Томск 2001.
Молданов, Т. А.: Земля кошачьего локотка. Кань кунш оӆаӈ. Выпуск 3. Томск 2003.
Молданов, Т. А.: Земля кошачьего локотка. Кань кунш оӆаӈ. Выпуск 4. Томск 2004.
Соловар, В. Н.: Хантыйский язык. Учебник для 7-8 классов (казымский диалект). Ханты-Мансийск 1995.